Wer in die Honorarberatung wechselt, hat einige Entscheidungen zu treffen. Aber welcher Schritt ist der erste? Im zweiten Teil seiner Firmengründungsserie für Honorarberater zeigt Branchenexperte Davor Horvat welchen Einfluss die Wahl der Investmentphilosophie auf das jeweilige Geschäftsmodell hat.
In einer vierteiligen Artikelserie erklärt Honorarfinanz-Vorstand Davor Horvat, welche Schritte in die Honorarberatung zu gehen sind.
Im zweiten Teil erklärt Horvat, welchen Einfluss die Wahl der Investmentphilosophie auf das jeweilige Geschäftsmodell hat.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Honorarberatung sollte nach dem Willen des Gesetzgebers als ernsthafte Konkurrenz zur provisionsbasierten Finanzberatung erwachsen. In dem Glauben, damit eine moralisch überlegene Beratungsdisziplin zu etablieren.
Doch allein der Blick über den Kanal zeigt, dass die Honorarberatung selbst in England mit seinem Provisionsverbot breite Bevölkerungsschichten nicht erreicht. Und auch hierzulande will sich die Honorarberatung nicht recht durchsetzen.
Und doch zeigt der Blick über den Kanal auch, dass die Honorarberater in England durchaus Erfolg haben. Deren Firmen erreichen bei Verkauf doppelt so hohe Werte wie die Finanzberatungsfirmen vergleichbarer Größe hierzulande. Liegt also ein Erfolgsrezept für deutsche Finanzberater einfach in der Übernahme anglo-amerikanischer Konzepte?
Warum nicht? Einige Finanzberater in Deutschland haben dieses Prinzip bereits erfolgreich umgesetzt. Die Definition der eigenen Investmentphilosophie ist dabei der Grundstein für den Erfolg eines eleganten Anlageberatungsunternehmens. Sie ist entscheidend für den ganzen zukünftigen Unternehmens- und Beratungsprozess.
Es fällt auf, dass die meisten internationalen als auch die in Deutschland etablierten Berater eine ähnliche Investmentphilosophie verfolgen. Sie umfasst grundsätzlich eine prognosefreie und passive Anlagestrategie, die auf wissenschaftlichen Grundsätzen basiert. Sprich: Der Einsatz von einfachen und kostengünstigen Indexprodukten. Dadurch sparen sich diese Unternehmen teure Research-Mitarbeiter oder externe Dienstleister, die Marktentwicklungen und Produkte aufwändig analysieren.
Und: Sie optimieren den gesamten Abwicklungsprozess, da keine großen aktiven Handlungen mit Kundengeldern stattfinden und somit auch die Dokumentations- und Haftungsangelegenheiten deutlich reduziert werden. Mit Produkten wie Exchange Traded Funds (ETFs) können sie ihren Kunden kostengünstig und breit gestreut den Zugang zu den weltweiten Kapitalmärkten zugänglich machen.
Allerdings stehen bei der Beratung und Betreuung der Kunden nicht die Produkte im Vordergrund, sondern der transparente Investmentansatz und die Art, wie man mit Indexfonds investiert. Der Berater sollte den Kunden offen die Funktionsweise von Kapitalmärkten auf einfache Art erklären und aufzeigen, wie er im Sinne seiner Mandanten an der Kraft der weltweiten Kapitalmärkte langfristig partizipieren will. Alte Gedankengänge und Anlagegewohnheiten wie Market-Timing, Stock-Picking, die die Kunden aus der Welt der provisionsbasierten Anlageberatung kennen, gehören schnell der Vergangenheit an.
Diese Art der Investmentphilosophie führt im Ergebnis zu einem solide geführten und strukturierten Investmentbestand. Kunden lernen zu investieren, anstatt hektisch zu reagieren und zu spekulieren. Für das Unternehmen bedeutet das vor allem zufriedene Kunden und einen wachsenden Asset-Bestand, das Ganze mit einem effizienten Bewirtschaftungsaufwand betrieben.
Hat der Finanzberater diese Grundsatzfrage für sich geklärt, folgt daraus die nächste: Welche gewerbliche Zulassung ist die individuell passende. Die Antwort hängt vor allem von dem Mut des Finanzberaters und seiner Ausgangssituation – dem Volumen seines Altbestandes – ab.
Viele Berater trauen sich eine Neupositionierung nicht zu, weil sie befürchten ihren Altbestand und die daraus resultierenden Bestandsvergütungen zu verlieren und damit die Existenz zu gefährden. Doch für diese Sorgen gibt es einfache Lösungen:
Da in etwa jedes zweite Kundendepot neben Fonds auch Einzelwerte in Form von Aktien, Zertifikaten und sonstigen Finanzprodukten enthält, ist die Überlegung, gleich auf eine KWG-Zulassung zu wechseln, in die Planung mit einzubeziehen. So kann sich der Berater professionell gegen Banken und Vermögensverwalter behaupten und eine ganzheitliche Beratung anbieten. Auch im Hinblick auf zukünftige Regulierungen ist die KWG Zulassung der Schritt in die richtige Richtung.